Die Sanduhr zweier Falschfahrer

Irgendwann wacht man auf, erschrocken darüber, dass sie plötzlich vorm inneren Auge schwebt und eigentlich immer schon da war, lief und lief, ohne, dass man sie bemerkte. Dann schaut man an sich hinunter und fühlt sich fremd im eigenen Körper. Man blickt in den Spiegel und entdeckt an sich das Alter. Das ist der Moment der Wahrheit, in dem sich entweder die Blüte zur Frucht wandelt oder sie tot zu Boden fällt und jede Lebendigkeit dem eigenen Blick auf die Welt entweicht. Das Merkwürdigste an diesem Moment ist jedoch, dass man im eigentlichen Sinne gar keine Entscheidung mehr trifft, sondern die im Leben vorgelaufene Sanduhr schon den Richterspruch auf den Lippen führt – ein Moment der Wahrheit und nicht der Entscheidung. Frucht oder …

Stopp!!!

Was wird das denn hier – ein wahrlich erschreckender Start für einen neuen Blog, abschreckend. Hier soll wohl das Grauen Gräuliches graulen. Mitnichten! Der Herkunft nach treffen die Zeilen allerdings  ganz gut, in welcher Situation sich die beiden Autoren dieses Blogs befinden. Sie führen eine Entscheidung herbei, wo gar keine Entscheidung mehr zu treffen ist. Schauplatz für den Scheideweg war die Schweiz, zwischen Fribourg und Murten, an einem dieser Wochenenden. Klingt beschaulich, doch in den Köpfen zweier alter Freunde, die sich in ihrem Studium während eines Seminars über Friedrich Nietzsches „Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben“ kennen gelernt hatten, ratterte es gewaltig. Wohin mit den Worten, flüsterte es, wohin? Zwischen dem Alltag und dem Job gab es keinen Platz mehr für sie. Die Luft zum Flüstern schien abgeschnitten. Ganz im Sinne Adornos verstellt diese Welt und sie trachtet gegen das zu laufen, womit wir uns identifizieren.

Es musste ein Ausweg her, wir nennen es bescheiden einen Kompromiss – dieser Blog.

Was bietet dieser Blog? Viele Worte, Gedanken und Spuren; Monologe, Dialoge und wer weiß, Multiloge; Altes, Bekanntes und Neues; Philosophisches, Literarisches und Poetisches; Fragmentarisches, Aphoristisches und Essayistisches; Verständliches, Unverständliches und Idiosynkratisches, psst, wir flüstern gänzlich unbescheiden und mit dem richtigen Sinn für Ironie: ein neues Athenäum.

Über den Autor

Lebensringer

Mal Dichter, mal Denker, mal Marketingfuzzi, der am liebsten als radelnder "Lost Boy" auf Abenteuerreisen geht.

"Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.

Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang."

[Rainer Maria Rilke]

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