Lob des Reisens

Gewohnte Sichten, alte Mühlen,
Tag ein, Tag aus, dasselbe Spiel,
von Hand gedreht die Münzen,
beschwichtigt mit Lieb und Brot.

Abnormal ist zu entscheiden,
zu brechen gar mit Jubellied,
das Sehnen, was das Herz dir sagt,
mach’ schnell und kehr‘ es weg.

Wir singen hier ein neues Lied,
sind entschieden, gedrehtes Spiel,
wir gehen fort, wir fliehen,
und sind bereit, für Aufbruch einzustehen.

Sieh‘ das Herz erblühen,
den Reiz der Tat entstehen,
und liegt der Plan im Nebel,
das Reisen weist den Weg.

Blickst du zurück aufs Scheiden,
wie köstlich die Umarmung,
wie rein die Augen funkeln,
alles Geweihte ist jetzt abgelegt.

Ganz unbewohnt die Gunst der Stunde,
seltsam das Antlitz des großen Moments,
offengehalten mit allem Ersinnen,
tief verwurzelt für die Erinnerung.

Mutter geworden im Verschmelzen,
wach und reich erhoben,
mäandert umschlungen und reflektiert,
atemlos hast du die Verlorenheit geliebt.

Ungezwungen hast du Fährten gelesen,
neue Sitten studiert, die Falten verstanden,
und im Entdecken tief verborgener Schätze
bist du zu einem Seelenmensch geworden.

Welch’ weiterer Pfad nun auch gesteckt,
Besinnung hat den Schritt gewagt
und ist Eintracht zur Rückkehr gekommen,
die Liebe zum Reisen war der Weg.

Über den Autor

Lebensringer

Mal Dichter, mal Denker, mal Marketingfuzzi, der am liebsten als radelnder "Lost Boy" auf Abenteuerreisen geht.

"Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.

Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang."

[Rainer Maria Rilke]

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Von Lebensringer

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